... und was ist mit Afrika du Spinner?

Nicht "Spinner" - "von Baskerville"! Sie müssen mich mit einem anderen, einem "Spinner" verwechseln. Der bin ich nicht, tut mir leid - oder auch nicht?!

Scherz beiseite. Kürzlich erreichte mich Post eines Lesers mit besagter Äußerung. Nach eingehender Lektüre komme ich nicht umher den Einwand dahingehend zu deuten, dass Herr M., nennen wir besagte Person unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte einmal so, wohl der Überzeugung ist, dass ich erstens meine, die MWP wäre global gesehen ein Faktum, sakrosankt und deren Auftreten folglich auch für die Äquatorialregionen dieses Planeten durch zahlreiche Studien als gesichert anzusehen und zweitens dadurch die wohl seiner Meinung nach anderslautende Datenlage in Afrika (bewußt) ignoriere, ich Spinner - ähm, von Baskerville natürlich.

Wie ich schon mehrfach betont habe, bin ich nicht der Meinung, dass es "overwhelming" Evidenz für die Behauptung gibt, die MWP wäre ein globales "Ereignis" gewesen - 'overwhelming' für die NH: Ja!; für die SH: Nein, jedoch durch einige, gute Langzeitstudien als wahrscheinlich anzunehmen; für die Äquatorialregionen: Nein! - daher spreche ich von bi-hemisphärisch um einerseits dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es sehr wohl gute Proxyrekonstruktionen für Regionen in der südlichen Hemisphäre gibt, in welchen eine wärmere MWP im Gegensatz zu einer kälteren Kleinen Eiszeit zu Tage treten und andererseites nicht müde werde, darauf zu verweisen, dass die Äquatorialregionen dieser Erde bis dato noch zu wenig erforscht sind, um klare Aussagen bezüglich der klimatischen Bedingungen in den letzten Millennia zu treffen.

Doch wie ist die Datenlage zu Afrika. Herr M. hat mir leider nicht mitgeteilt, woher er seine Informationen über Afrika denn bezieht, sein "und was ist" war wenig hilfreich - leider!

Nun gut, dann werde ich versuchen dem "und was ist" von Herrn M. ein, freilich begrenztes "so ist" von mir entgegenzusetzen. Für Genaueres, eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Thematik, verweise ich auf das PAGES-Projekt.

Einige Studien aus Südafrika sprechen für das Auftreten einer MWP. In der Studie Archaeological evidence for climatic change during the last 2000 years in southern Africa gelangt Huffman zur Einsicht, dass die MWP zwischen 900 und 1290 AD gelegen sein muss. Holmgren et al. finden laut Idso 2001 in einer Höhle in "Makapansgat Valley" Evidenz für eine MWP zwischen AD 800 und 1100. Im Jahre 2003 gelangen Holmgren et al. in einer Folgestudie (pdf-Format, ca. 360 KB) "Makapansgat Valley" zu nachstehender Erkenntnis:
Warmer periods occurred between 1 and 2 ka and were followed by a resumption of the declining trend. Evidence for medieval warming is present.
Holmgren et al., 2323


Im Jahre 2006 führen Holmgren und Öberg in ihrer Studie Climate Change in southern and eastern Africa during the past Millennium and it's implications for societal development, verschiedentlich Evidenz für eine wärmere MWP an. So schreiben sie bezüglich dem Süden Afrikas, mit Verweis auf Leslie and Maggs (2000) Folgendes:
The period from ca 850 to 1290 AD was a time of agricultural expansion in the Shashi-Limpopo region, according to archaeological and historical sources (Leslie and Maggs, 2000)[1]. Communities were expanded from the east (Zimbabwe) into the fringes of today's semi-arid Kalahari.
Holmgren und Öberg, 187.


In Hinblick auf Ostafrika führen sie eine Studie von Robertshaw und Taylor an,  die wohl indirekt darauf anspielt, dass es wahrscheinlicher ist, dass klimatisch günstigere Bedingungen mit einem Bevölkerungswachstum einhergehen, als es bei klimatisch ungünstigeren Bedingungen, wie Eiszeiten, wohl der Fall wäre.
Archaeological surveys show population expansion and establishment of centres in western Uganda at around 1000-1200 Ad (Robertshaw and Taylor, 2000)[2].
Holmgren und Öberg, 190


Für Ostafrika finden Tierney et al. in ihrer Arbeit Late-twentieth-century warming in Lake Tanganyika unprecedented since AD 500 (pdf-Format, ca. 3,85 MB) Evidenz für eine ausgedehnte Wärmeperiode  zwischen AD 1100 und 1400. Sie schreiben:
Lake Tanganyika then experienced a period of extended warmth between 1100 and 1400, followed by a return to cooler LSTs between 1400 and 1500 and more variable temperatures until 1900.
Tierney et al., 423


Aus einer Studie von Lamb et al. (2007), deren Daten aus Lake Hayq in Äthiopien stammen, können wir entnehmen:
Similar, but slightly moister climate than today, with high interdecaal variability, prevailed from AD 800 to AD 1200, equivalent to the European 'Medieval Warm Period'.
Lamb et al., Abstract


Für Äquatorial Ostafrika halten Verschuren et al. 2000 bezüglich Regen und Dürre fest:
Africa has alternated between contrasting climate conditions, with significantly rier climate than today during the 'Medieval Warm Period' (ca. AD 1000-1270) and a relatively wet climate during the 'Little Ice Age' (ca. AD 1270-1850) whicht was interrupted by three prolonged dry episodes.
Verschuren et al., Abstract


Für Westafrika, genauer Äquatorial Westafrika, kann ich auf die Studie Lowland rainforest response to hydrological changes during the last 1500 years in Gabon, Western Equatorial Africa von Ngomanda et al., aus dem Jahre 2007 verweisen. Sie schreiben:
The strong fluctuations of water balance at decadal scale during the 'Medieval Warm Period' (ca. 1100-800 cal yr BP) coincided with a noticeable increase in shade-intolerant taxa, indicating recurring rainforest canopy disturbance.
Ngomanda et al., Abstract


Des Weiteren, hier für NW Afrika, könnten wir auf das Interview mit Dr. Büntgen auf diesem Blog verweisen. In einer dort erwähnten Studie "Long-term drought severity variations in Morocco", wird Übereinstimmung mit europäischen Langzeit-Klimarekonstruktionen gefunden, was eine warme Periode im Mittelalter und eine kältere Klimaperiode in der "Kleinen Eiszeit" betrifft.

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[1] Leslie, M. and Maggs T. (ed): 2000, 'African Naissance: The Limpopo Valley 1000 years Ago', The South African Archaeological Society, Goddwin Series, 8.
[2] Robertshaw, P. and Taylor, D.: 2000, 'Climate change and the rise of political complexity om western Uganda', Journal of African History 41, 1-28.

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