Nicht alle Gletscher schrumpf(t)en!

In den letzten Tagen wurde in der MSM- und Blogger-Welt ausführlich - Reuters tituliert z.B.: Himalayan glaciers advance, despite warming - über eine neue Arbeit von Scherler et al. (Abstract) berichtet, in welcher u.a. gezeigt wird, dass mehr als 50% der Gletscher in der  Karakorum Region, entgegen der Erwartung nicht schrumpfen, sondern stabil sind oder sich wohl ausdehnen (Bericht/The Telegraph). 

Doch nicht nur in Asien wurden entgegen dem vermittelten Normalbild schrumpfender Gletscher bei sich erwärmendem Globus, sich ausdehnende Gletscher gefunden. Unlängst konnte man Selbiges über den argentinischen Gletscher Perito Moreno lesen. Auch über die Gletscherausdehnungen in Neuseeland und Norwegen wird uns von wissenschaftlicher Seite ausführlich berichtet.[1]

Mir stellt sich nun, bezüglich der MWP folgende Frage:

Wenn man die von Kritikern einer (globalen) MWP richtiger Weise angeführte Aussage, dass es während der "MWP" zu Gletscherexpansionen kam [2] und dies gegen eine (globale) MWP und für, wohl eine im besten Falle globale Klimaanomalie spreche, als Argument gelten lässt, müsste man dann nicht konsistenter Weise ebenfalls, eine aus oben erwähnten Daten gespeiste vergleichbare Aussage als Argument gelten lassen und die aktuelle Warmzeit, Periode als solche in Frage stellen und/oder "höchstens" von einer (globalen) Klimaanomalie sprechen? Oder aber beide Warmzeiten als solche akzeptieren und die Gletschervorstöße vereinzelter Gletscher nicht als Argument gegen eine globale Erderwärmung überbewerten, da ja hunderte Studien, zumindest für das Mittelalter, eine - vereinfacht gesagt - andere Sprache sprechen?

Ich meine, Befürworter einer globalen MWP und einer global anhaltenden, aktuellen Erderwärmung wären mit der zweiten Variante besser bedient. Was denken Sie?

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[1] Siehe hierzu u.a.: Chinn et al.: Recent glacier advances in Norway and New Zealand: A comparison of their glaciological and metereological causes, in: Geografiska Annaler 87 A (2005) 1, 141-157 (Pdf-Format, ca. 1,2 MB).
[2] Ich bediene mich hierzu der Auflistung, zu finden in Wanner et al. 2008:
Grove, J.M., Switsur, R., 1994. Glacial geological evidence for the Medieval Warm Period. Climatic Change 26, 143-169.
Holzhauser, H., Magny, M., Zumbühl, H.J., 2005. Glacier and lake-level variations in west-central Europe over the last 3500 years. The Holocene 15, 789-801.
Ellis, J.M., Calkin, P.E., 1984. Chronology of Holocene glaciation, central Brooks Range, Alaska. Geological Society of America Bulletin 95, 897-912.
Wiles, G.C., Calkin, P.E., Post, A., 1995. Glacier fluctuations in the Kenai Fjords, Alaska, USA - an evaluation of controls on iceberg-calving glaciers. Arctic and Alpine Research 27, 234-245.
Luckman, B.H., Villalba, R., 2001. Assessing the synchroneity of glacier fluctuations in the Western Cordillera of the Americas during the last millennium. In: Markgraf, V. (Ed.), Interhemispheric Climate Linkages. Academic Press, San Diego, CA, pp. 119-140.
Gellatly, A.F., Chinn, T.J.H., Roethilsberger, F., 1988. Holocene glacier variations in New Zealand. Quaternary Science Reviews 7, 227-242.
Geirsdottir, A., Hardardottir, J., Andrews, J.T., 2000. Late-Holocene terrestrial glacial history of Miki and I.C. Jacobsen Fjords, East Greenland. The Holocene 10, 123-134.
Lubinsky, D.J., Forman, S.L., Miller, G.H., 1999. Holocene glacier and climate fluctuations on Franz Josef Land, Arctic Russia, 80°N. Quaternary Science Reviews 18 (1), 85-108.
Zheng, B., Shiyie, L., Wang, S., 1994. Evolution of glacier on the Surrounding Mountains of the Zoige Basin. Study of Formation and Evolution, Environmental Change and Ecological Systems of the Tibetan Plateau. Beijing Print, Beijing.

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